Montag, 14. Juni 2010

"Wiener Karussell": Ein Wort reicht zum Betrug

Neue Masche der Callcenter-Abzocker-Mafia: Sollten Sie von einer Callcenter-Dame überraschend angerufen werden, die Ihnen eine scheinbar harmlose Frage stellt "Sprechen ich mit Herrn oder Frau Sowieso?" oder "Wollen Sie weiter am Gewinnspiel teilnehmen?", beißen Sie sich auf die Zunge, sagen Sie kein Wort, legen Sie auf oder lassen jemand anderes antworten.


Denn dem so genannten "Wiener Karussell", einer Art Glücksspielmafia, die Lottospieleinsätze abbucht, ohne, dass Sie je einen Gewinn sehen, und ohne, dass Sie zugestimmt haben, geht es nur um eine Stimmprobe von Ihnen. Die Banditen brauchen nur ein Wort von Ihnen, um dann in einem Tonstudio ein Gespräch zusammenzubasteln, was es nie gegeben hat, was aber im Streitfall vorgespielt wird.

Immer mehr Callcenter in Deutschland springen auf dieses Karussel auf. Bei den Angerufenen taucht als Kennung gern eine Rufnummer aus Los Angeles auf. In der Wiener Zentrale der Luck 24 GmbH und Eurowin GmbH hat man alle Hände voll zu tun, die täglichen Beschwerden zu bearbeiten: "Sie haben doch am Telefon die Zustimmung gegeben!" Hier werden sowohl der Wettanbieter als auch der Kunde betrogen.


Die Polizei wird zwar mit einer Flut von Anzeigen überhäuft, doch der Betrug ist kaum zu beweisen. Nur eines hat sich herauskristallisiert. Glöckle muss ein ganzer Datensatz von Teilnehmern der Süddeutschen Klassenlotterie auf ungeklärte Weise in die Hände gefallen sein. Viele mit Kontonummern. Wo sie fehlen, werden sie noch erfragt, "damit Ihr Widerspruch wirksam wird." Es wird danach dennoch rotzfrech abgebucht. Das Geld fließt ins Ausland ab und ist allem Anschein nach nicht rückholbar.